Kaum ein Markt gewinnt in den letzten Jahren mehr an Aufmerksamkeit und Bedeutung als der Modemarkt für nachhaltige Bekleidung und Textilien. Doch wie erkenne ich als Verbraucher:in, welche Marke nun wirklich nachhaltig und fair arbeitet und welche nicht? Ein Blick auf die Textilsiegel hilft hierbei deutlich. Doch welches Siegel steht für was und sind wirklich alle Siegel repräsentativ? Was hilft mir als Verbraucher:in um mich in diesem Dschungel der Textilsiegel zurecht zu finden?
Doch fangen wir ganz von vorne an. Wenn man auf der Suche nach nachhaltiger Bekleidung ist, findet man durch eine kurze Internetsuche eine Vielzahl an Marken, welche mit dem Versprechen werben „nachhaltig“ zu sein. Textilsiegel sind hierfür eine tolle Orientierung, nach welcher man sich richten kann, um zu entscheiden ob das Label wirklich nachhaltig arbeitet. Seriöse Siegel informieren den Verbraucher:in darüber unter welchen Bedingungen die Produkte der Marke hergestellt wurden. Sie stehen also für Transparenz und ziehen Unternehmen in die Verantwortung, ihre Produktionsbedingungen umzustellen bzw. zu verbessern.
Aber auch hier muss man aufpassen, da immer wieder schwarze Schafe in der Branche die Unübersichtlichkeit der Siegel ausnutzen und mit falschen Siegel Greenwashing betreiben. Ein aktuelles Beispiel ist hierbei die Sport- und Fitnessmarke Oceans Apart. Durch das Funk Format „Offen un` ehrlich“ wurde hierbei aufgedeckt das dieses Label durch unkorrekte Verwendung von wiederum unseriösen Siegeln auf ihrer Seite für Nachhaltigkeit und Tierfreundlichkeit in ihren Produkten wirbt (Quelle: Offen un` ehrlich, Fake Siegel & nicht nachhaltig (…), 25.04.21). Ein solcher Missbrauch von Siegeln lässt Verbraucher: innen immer mehr an anderen Siegeln zweifeln und trägt nicht zur Verbesserung des Textilkreislaufes bei.
Die Seite Siegelklarheit soll dagegenwirken und für Aufklärung sorgen. Sie ist ein Projekt der Bundesregierung Deutschlands und soll einen einfachen Weg bieten, um Siegel miteinander zu vergleichen. Die Seite ist übersichtlich gestaltet und als Verbraucher: in bekommt man zu jedem Siegel detaillierte Informationen.
Meine persönlichen Top 4 Go-to Textilsiegel:
Das GOTS Siegel, Fair Wear Foundation, Öko Tex made in Green und bluesign product.
Während bei dem „GOTS“ Siegel oder dem „Oeko Tex made in Green“ Siegel der Schwerpunkt auf dem Einsatz von Chemikalien oder die Nutzung von nachhaltigen Materialien liegt, setzt sich die „Fair Wear Foundation“ mit ihren Richtlinien für weltweit verbesserte Arbeitsbedingungen ein. Das „bluesign product“ Siegel steht für eine nachhaltige Textilherstellung und möchte besonders den Ressourceneinsatz kontrollieren. Jedes dieser Textilsiegel wurde durch die Seite Siegelklarheit in mehreren Schritten geprüft und für sehr gut befunden. Im Gegensatz dazu zeigt die Seite aber auch Siegel auf, welche eher weniger seriös sind und welche man lieber vermeiden sollte, wie zum Beispiel das „BSCI“ Siegel oder das „Fairtrade Cotton Program“.
Ein weiteres interessantes Textilsiegel ist der „Grüne Knopf“. Dieses Siegel wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Lebens gerufen und ist ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien. Das Siegel kontrolliert den Textil-Fertigungsbetrieb sowohl auf ökologische als auch soziale (Mindest-)Standards. Das Siegel gibt es seit September 2019, ist jedoch noch nicht weit verbreitet (Quelle: Grüner Knopf, BMZ, Internetseite).

Doch was viele nicht wissen, die Verwendung von Siegeln ist nicht kostenlos und muss von den jeweiligen Betrieben und Produzenten bezahlt werden. Je nach Siegel schwanken die Lizenz Beiträge. Für eine GOTS Lizensierung bezahlt ein Betrieb jährlich ca. 120€ (Quelle: GOTS, Lizenz und Labeling Leitfaden, 2015). Somit ist klar, dass sich vor allem kleinere Betriebe und Marken nicht immer Siegel leisten können, obwohl sie nachhaltig und fair agieren. Hierbei lohnt es sich immer einen deutlichen Blick auf die Firmenwebsite zu werfen und genau zu schauen wie transparent das Unternehmen ihre Wertschöpfungskette kommuniziert.
Doch du als Konsument: in kannst noch mehr tun! Gibt die Website deiner Lieblingsmarke wenig oder gar keine Auskunft über den Herstellungsprozess der Kleidung musst du dich damit nicht abfinden. Aktives Nachfragen kann sowohl helfen an neue Informationen zu kommen oder für einen Gedankenanstoß bei der jeweiligen Marke zu sorgen. Das Wichtigste ist vor allem, dass wir als Verbraucher: Innen immer weiter unsere Bedeutung im kompletten Textilkreislauf erkennen und verstehen. Wir müssen mehr hinter- und nachfragen, um die Modebranche auf Dauer zum Umdenken zu bewegen.
Sind Dir Textilsiegel bisher wichtig gewesen und bist Du schon top informiert? Ich freue mich über dein Feedback zum Artikel!

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