Kleidung tauschen statt kaufen – und dein neues Lieblingsteil finden

Kleidung tauschen statt kaufen - eine Kleidertauschparty zu organisieren ist ein ganz besonderes Erlebnis. Wie dein Event garantiert ein Erfolg wird, zeigen Dir Anna und Franzi auf www.kleidertausch.de.

Wohin wandern deine Kleidungs-Fehlkäufe und ungeliebten Schrankleichen? Auf Vinted, in den Second-Hand-Laden, die Altkleiderbox oder auf dem Tisch eines Flohmarktstandes? Dann verbindest Du damit wahrscheinlich entweder Wehmut, kalte Füße oder mehr Kosten als Gewinn.

Kürzlich bin ich auf Instagram über eine spannende Alternative gestoßen: Kleidertausch.de.
Ein Projekt, das Dich tatkräftig dabei unterstützt, deine eigene Kleidertauschparty auf die Beine zustellen.

Eine Kleidertauschparty? Das verspricht Spaß, neue Kontakte und unerwartete Entdeckungen.
Erfordert aber auch einen guten Plan und dafür geben Dir Franziska und Anna auf ihrer Website www.kleidertausch.de viele nützliche Tipps an die Hand. Dort findest Du außerdem einen Veranstaltungskalender mit aktuellen Kleidertausch-Events in deiner Nähe. Ein super spannendes Projekt, von dem ich unbedingt mehr wissen will!

In einem Interview* konnte ich die beiden kennenlernen und über ihre Erfahrungen und die Idee hinter Kleidertausch.de sprechen.

Anna (links) & Franziska (rechts) von www.kleidertausch.de

Franziska und Anna, wie läuft eine Kleidertauschparty ab und wen trifft man da so an?

F. & A: Bei einer Kleidertauschparty kann jede*r Teilnehmer*in Kleidung, die sonst nur ungetragen im Schrank hängt mitbringen. Entweder du gibst die Teile am Eingang ab, wo sie vom Organisator nach Kategorie vorsortiert werden. Oder jede*r verteilt die Kleidung selber auf Tische.

Die Zielgruppe ist ein wenig davon abhängig, wo die Tauschparty stattfindet und wer sie organisiert. Auf einem Uni-Campus sind eher jüngere Menschen und Studierende anzutreffen. In jedem Fall sind es Leute, die Interesse an Nachhaltigskeitsthemen haben und neugierig sind. Vor allem Frauen machen mit, für Männer ist das Angebot bisher nicht so groß.

Wie ist die Atmosphäre auf so einer Party?

F & A: Die Atmosphäre ist total locker: du kannst mit anderen Menschen ins Gespräch kommen, wenn du magst. Du musst nicht um den Preis feilschen wie bei einem Flohmarkt, sondern kannst in Ruhe stöbern und anprobieren. 

Manchmal wird Musik gespielt, es gibt Kuchen oder teilweise werden sogar Vorträge gehalten, es liegen Infomaterialien aus – passend zum Thema. 

Bei manchen Tauschpartys gibt es auch Upcycling-Ecken: dort kann Kleidung umgenäht oder mit Stickereien usw. verziert werden. Das ist auch für DIY-Anhänger etwas.

Was passiert mit Kleidung die nicht so schön aussieht, oder übrig bleibt?

F & A: Im Normalfall wird tatsächlich nur gute Kleidung mitgebracht. Manchmal sind die Teile sogar komplett ungetragen. 

Kleidung die kleinere Mängel hat, kann in eine Upcycling-Kiste wandern. Was am Ende nicht getauscht wurde, wird im besten Fall an die Tafel, ein Sozialkaufhaus o.ä. gespendet. Das sollte man vorher abklären. Wegschmeißen der Kleidung ist natürlich nicht im Sinn der Sache.

Was ratet ihr, wenn ich selber zum ersten Mal eine Kleidertauschparty organisieren möchte? Wie kann ich Werbung dafür machen?

F & A: Wenn du dir nicht sicher bist, ob du direkt mit einer offenen Kleidertauschparty beginnen möchtest, kannst du zum Beispiel im eigenen Freundeskreis anfangen. 

Werbung kannst Du dafür auf unserer Website (https://www.kleidertausch.de/) machen. In unserem Veranstaltungskalender kann jede*r selbst die Termine eintragen und hier kann auch nach Partys gesucht werden. Hier findest du auch Materialien, die du dir runterladen kannst.

Sinnvoll ist es, Aufgaben zu verteilen und sich vorher zu überlegen, wie die Regeln sind. Zum Beispiel wieviel darf maximal mitgebracht werden, darf man mehr mitnehmen, als man gebracht hat? Was passiert mit übrig gebliebener Kleidung usw.  Wir haben eine Checkliste mit allem was zu bedenken ist auf unserer Seite.

Seit Corona gab es natürlich vor allem anfangs weniger Parties, das ist auch völlig richtig so. Davor gab es ca. 20 Veranstaltungen pro Woche in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 

Eine coronakonforme Alternative ist eine Tausch-Tasche, die herum gegeben werden kann. Aktuell machen hier etwa 200 Leute mit.

Wie finanziert ihr eigentlich eure Arbeit?

F & A: Das ist alles komplett ehrenamtlich. Hauptsächlich kümmern wir beide, Anna und Franziska, uns um alles. Wer uns als Freiwillige*r unterstützen möchte, kann sich gerne melden, wir freuen uns immer über Hilfe.

Zum Abschluss: was wünscht ihr euch in Bezug auf die Modeindustrie der Zukunft?

Franziska: Ich wünsche mir, dass die Qualität der Kleidung so gut ist, dass sie nicht nach ein paar Mal Tragen auseinander fällt. Dabei sollte sie biologisch und fair produziert werden. Jeder von uns sollte umdenken: Kleidung für besondere Anlässe wie Hochzeiten oder Partys lieber leihen statt zu kaufen. Schrankleichen eintauschen oder upcyceln, statt sie wegzuwerfen. Auch das Recyceln von Kleidung muss generell optimiert werden.

Anna: Die Kreislaufwirtschaft muss auch in der Mode-Industrie sinnvoll stattfinden. Unternehmen müssen verpflichtet werden, stärker auf Nachhaltigkeit zu setzen, dazu benötigt es auch ein wirklich starkes Lieferkettengesetz. Auch die rechtliche Absicherung von Menschen, die in die Kleidungsproduktion involviert sind, muss deutlich verbessert werden. 

Nicht zuletzt sind wir Endkonsument*innen gefragt: Bewusstsein für das Problem und jede*r von uns hat durch das eigene Kaufverhalten Einfluss darauf, wie sich die Modeindustrie entwickelt. Tauschen, reparieren, Second Hand kaufen, selber machen: das alles sollte keinen faden Beigeschmack haben oder gar ein Armutsstigma tragen. Ich würde mir dafür auch starke Vorreiter*innen wünschen, die hier gesamtgesellschaftlich ein gutes Beispiel sind. Marketing und Werbung, sowie Influencer*innen, die zu unreflektiertem Konsum aufrufen sind nicht mehr zeitgemäß.

Das Team:

Foto Kleidertausch Gründerin Franziska

Franziska studiert Psychologie und ist seit einigen Jahren aktiv dabei. Für sie war der Einsturz des Rana Plaza im April 2013 der Punkt, an dem sie ihr eigenes Kaufverhalten und die damit verbundenen Konsequenzen hinterfragt hat. 

Foto Kleidertausch Team Anna

Anna unterstützt Franziska seit Mai 2021. Bei ihr fand nach und nach ein Umdenken statt und über die Greenpeace-Ortsgruppe haben sich die beiden getroffen.

Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber ich habe seit dem Gespräch mit den beiden richtig Lust, selber mal bei so einer Kleidertauschparty mitzumachen oder sie vielleicht sogar selbst zu organisieren. Als jemand, die selber aktiv etwas gegen Fast Fashion tun möchte und deshalb vieles selber näht, Stoffe tauscht wenn möglich und ansonsten auf Kleidung von fairen Anbietern setzt, finde ich das eine super Ergänzung für meinen Kleiderkonsum. 

Ich wünsche Franziska und Anna jedenfalls weiterhin viel Erfolg und Freude bei ihrer Arbeit und bedanke mich ganz herzlich für die Einblicke die sie mir gegeben haben. 

Verrate uns doch in den Kommentaren, ob du selber schon Erfahrungen mit Kleidung tauschen gemacht hast. Wie findest du die Idee und kannst du dir vorstellen, selbst so eine Party zu veranstalten?

von: Tine

Über die Autorin

Ich bin Christine aka Tine von @frau_murmelwasser und nähe seit bald 10 Jahren. In meinem Feed nehme ich dich bei meinen Näh- und manchmal auch Zeichenprojekten mit. Schau doch mal vorbei, ich freu mich! Instagram Hat dir mein Artikel gefallen? Hast du eine Frage oder Anmerkung? Schreibe mir gern einen Kommentar

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