Inhalt
Wir haben uns und Euch gefragt! Was heißt es eigentlich, „nachhaltig“ zu nähen? Das haben wir hier für dich zusammengefasst.

Plane dein Projekt
Instagram und Pinterest sowie Zeitschriften sind eine riesige Inspirationsquelle!
Die beste Inspiration aber ist: dein Kleiderschrank. Denn er wird dir sagen, was Du gern trägst, was du zum neuen Kleidungsstück kombinieren wirst und was dir noch fehlt.
Du brauchst eine Jeans oder einen Mantel? Dann solltest Du dich unbedingt auch an große Projekte und neue Herausforderungen trauen!
Wichtig ist aber auch die Frage, ob du die Zeit und Geduld hast, das Projekt bis zum Ende zu bringen. Willst Du ein schnelles Ergebnis oder etwas Neues lernen? Wenn die Zeit fehlt oder der Kopf nicht frei dafür ist, wird das Projekt am Ende wohl ein UFO – ein Unfinished Object.
Du brauchst Basics? Nichts fühlt sich besser an als alltagstaugliche, selbstgenähte Basics. Und das Beste: Du nimmst sie von der Nadel, ziehst sie drüber und hüpfst aufs Sofa, ins Bett, in den Supermarkt – in den Alltag. Auch T-Shirts, Leggings und Pullis kann man perfekt individuell gestalten.
Und natürlich; es ist einfach nur genial, sich Kleider mit Statement-Ärmeln selbst nähen zu können und das sollte man auch einmal unbedingt tun! Aber nicht ohne die Frage: wie häufig und wieviele davon ziehe ich am Ende an? Und im nächsten Jahr?
Für ein ganzes Outfit lohnt sich auf jeden Fall die Planung mit einem Moodboard, auf dem Du Farben, Schnitte, Stoffproben sammelst und so von Anfang an weißt, ob sich alles untereinander kombinieren lässt.

Das Schnittmuster
Nun wird deine Projektplan umgesetzt! Der nächste Schritt ist die Wahl des Schnittmusters. Wahrscheinlich scrollst Du noch einmal durch deine gespeicherten Instagrambeiträge und erinnerst dich an einen bestimmten Schnitt, den Du schon vor einer Weile mal ins Auge gefasst hast. Doch bevor Du dir den jetzt kaufst, lohnt sich auf jeden Fall ein Blick in deine eigene Schnittmustersammlung!
Hast Du noch einen Überblick über die vielen E-Books auf deinem PC? Es ist absolut nachhaltig für deinen Geldbeutel, da mal schnellstens System reinzubringen und das Ganze nach Kleidungsstücken oder auch Jahreszeiten zu sortieren! Vielleicht besitzt Du bereits einen ganz ähnlichen Schnitt, den Du versuchen könntest anzupassen?
Schnittmuster beruhen auf Grundschnitten und werden zu Modellschnitten modifiziert. Das ist eine hohe Kunst, langjährige Erfahrung, einige Rechnerei und ein ganz besonderes Vorstellungsvermögen.
Dennoch hat auch der Hobbynäher einige Möglichkeiten, sich an so genannten Patternhacks auszutoben und gekaufte, sehr durchdachte Schnitte noch mehr der eigenen Vorstellung anzupassen. Auch das kommt aber nur mit Mut, Geduld und Erfahrung und ist definitiv das nächste Level.
Gerade wenn Du ein für dich neues Label ausprobierst, von dem Du noch nie einen Schnitt genäht hast, lohnt es sich absolut, ein Probestück zu nähen. Nimm dir dafür ollen Stoff oder alte Bettwäsche, etwas, der weder in deinem Schrank noch auf Stoffetauschen landen wird. Das musst du auch nicht fertig nähen; es braucht z.B. keine aufgesetzten Taschen, Knöpfe oder beide Ärmel. Wichtig ist nur, dass Du so entscheidende Maße wie den Halsumfang, die Schulternaht, die Ärmellänge, Taillen- oder Hüfthöhe oder Länge des Kleidungsstückes auf deinen ganz individuellen Körper ausrichten kannst. Für die Anpassungen gibt es unendlich viele Tipps im Netz. Klingt erstmal mühsam, aber das wird ganz schnell Routine und das Ergebnis sind im wahrsten Sinne des Wortes auf-den-Leib-geschneiderte, langlebige Kleidungsstücke.
Das scheint dir eine Menge Aufwand? Dann sage dir immer wieder: das ist ein Handwerk! Und jedes einzelne Stück ein individuelles Kunstwerk. Du kannst so stolz auf dein Hobby sein!
Den Aufwand, den wir uns mit der Umsetzung eines Schnittmusters machen ist übrigens nur ein winziger Bruchteil der Arbeit des/ der Schnittmusterdesigner*in für die Entwicklung dieses „Produkts“ – eigentlich ein völlig falsches Wort für etwas mit so viel Seele.
Bitte behalte das einmal im Hinterkopf, bevor Du bei einer Sale-/Black Friday/2€ Aktion zuschlägst. Denn wie wenig am Ende dann für diese Arbeit und Kosten noch beim Designer ankommt ist wirklich alles andere als fair. Kaufe den Schnitt lieber, wenn Du ihn tatsächlich nähen willst und lass ihn nicht auf der Festplatte verschwinden.

Die Materialien
„Nutze, was Du hast oder etwas Besseres“.
Den Fundus leeren; nutzen oder weitergeben, tragen! und bei der nächsten KaufENTSCHEIDUNG Stoffe und Zubehör von Unternehmen kaufen, die korrekte soziale und ökologische Produktions- und Handelsbedingungen erfüllen.
Klingt wie ein kleiner Schritt, aber Du hast den größten Einfluss darauf, Unternehmen mit einer Produktion, der Kinderarbeit, weniger als existenzsichernde Löhne ohne Arbeitsschutz und/ oder starke Gesundheits- und Umweltbelastungen durch giftige Zusätze zu Grunde liegt mit deinem Kauf zu einer Nachfrage zu verhelfen. Oder einfach mal woanders zu kaufen und das erste Unternehmen zum Umdenken zu zwingen, weil es nämlich sonst eingeht.
Nachhaltig, sozial gerecht und ökologisch bewusst zu produzieren ist kein Trend, es ist eine Selbstverständlichkeit um unser aller Zukunft zu garantieren. Und zum Glück gibt es auch in unserer schönen DIY Bubble schon viele zielführende Unternehmen.
Nimm Dir die Zeit, beim Materialkauf nach Gütesiegeln für textile Produkte Ausschau zu halten, hier sind ein paar Beispiele:
- GOTS – Global Organic Textil Standard
Weist vom Rohstoffanbau zum Endprodukt alle erforderlichen Öko- und Sozialstandards nach. Schreibt mind. 70% Naturfasern vor, was jedoch
nicht bedeutet, dass die Fasern biologisch abbau- oder recyclebar sind.
- Made in Green
Nachweis über einen geschlossenen Produktionskreislauf, Arbeitssicherheit, Umwelt- & Qualitätsmanagment. Neben Naturfasern sind auch Mischgewebe und Recyclingfasern zugelassen, weshalb der
Kreislauf nicht geschlossen ist.
- Naturtextil
Strengstes Siegel, dass ausschließlich Naturfasern zulässt und damit den geschlossenen Kreislauf garantiert. Höchste soziale Standards, Bioanbau und der Verzicht auf Chemikalien sind Pflicht. Das gilt auch für Leder. - Oeko Tex Standard 100
Prüft einzig die Schadstoffanteile am Endprodukt und ist somit kein Indikator für eine korrekte Produktionskette, daher ist es massiv vertreten.
- Der Grüne Knopf
Das erste staatliche Siegel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und für das ein Unternehmen seine menschenrechtliche, soziale und ökologische Verantwortung nachweisen muss – und das regelmäßig.

Das Ergebnis
Nun hast Du einige Tage (oder Nächte) an deinem Projekt gesessen und bist zurecht ganz stolz auf dein neues Kleidungsstück! Und ganz bestimmt schwirrt Dir bereits das nächste Projekt im Kopf herum und es juckt dich in den Fingern direkt weiter zu nähen!
Es lohnt sich aber, Dir einmal ein paar Minuten Pause (in deinem neuen Kleidungsstück 🙂 zum Reflektieren zu gönnen. Besser als unmittelbar nach Fertigstellung kannst Du Fortschritte oder auch neues Näh-Wissen nicht festhalten. Lege Dir ein Näh-Tagebuch an und notiere Dir für jedes Projekt in kurzen Stichpunkten:
- Wie ist das Schnittmuster ausgefallen?
- War die Stoffwahl geeignet? – Sammle Stoffreste als Beispiel
- Was waren deine Herausforderungen?
- Welche Änderungen hast Du zur Anpassung vorgenommen?
- Was muss ich beim wiederholten Nähen beachten?
Wenn Du deine Werke auf Instagram, Facebook oder deinem Blog teilst, interessiert die Leser nicht nur das fertige Ergebnis, sondern am allermeisten, wie das Schnittmuster ausfällt, welches Level sie erwartet und was für Lösungen es bei etwaigen Problemen gibt. Auch das heißt nachhaltig Nähen, denn so helfen wir uns gegenseitig!
Hast Du noch weitere Tipps für nachhaltiges Nähen? Schreibe uns deine Meinung in die Kommentare!
0 Kommentare