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Wenn beim Thema Kleidung über Nachhaltigkeit gesprochen wird, kommt irgendwann unweigerlich auch die Frage auf, wie viel Kleidung wir eigentlich brauchen – „Refashioning“ kann eine Antwort sein.
Auch in unserer Hobbynähwelt stellen sich in letzter Zeit einige die Frage, ob es deswegen nicht auch sinnvoll wäre, weniger zu nähen. Die Frage, ob wir ein Kleidungsstück wirklich brauchen oder ob es nur darum geht, etwas Neues zu präsentieren ist zwar durchaus berechtigt, aber manchmal auch zu kurz gedacht, wie ich finde. Wir lassen uns inspirieren, suchen aus, denken über Schnitte nach. Wir schneiden zu, passen an und… nähen. Darauf möchte am Ende keine*r verzichten und es gibt tatsächlich eine tolle Möglichkeit, genauso viel Zeit mit deinem Hobby zu verbringen und trotzdem viel weniger Ressourcen zu verbrauchen.
Die Lösung heißt Refashioning
Diese Möglichkeit heißt „Refashioning“, zu Deutsch etwas sperriger: Wieder modern machen. Seit ich an meiner Capsule Wardrobe arbeite, habe ich so einige Teile aus meinem Schrank wieder meinem Geschmack und Stil angepasst. Das Tolle daran ist, dass ihr es so einfach oder auch anspruchsvoll gestalten könnt, wie ihr möchtet – die Bandbreite ist fast unbegrenzt und der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ich zeige euch in diesem Artikel ein paar Möglichkeiten, mit denen ihr anfangen könntet.

Refashioning: Kleidung Kürzen
Egal ob Hose, Rock oder Oberteil – manche Kleidungsstücke haben einfach nur die falsche Länge. Mach aus einem Pullover ein Cropped Shirt, aus einem Maxi- ein Minikleid oder auch nur aus einer Hose eine Shorts. Auch Ärmel können natürlich gekürzt werden – ganz schnell wird aus einem Longsleeve ein T-Shirt oder Tank Top. Dafür musst du eigentlich nur die gewünschte Länge auf einer Seite markieren und dann rundherum übertragen. Nimm dafür als Maß die Länge vom Saum zur Markierung, dann kannst du sicher gehen, dass nichts krumm oder schief wird. Im Zweifel solltest du lieber erstmal zu wenig abschneiden und dann nach und nach kürzen – was weg ist, ist weg und kann auch nicht wieder angenäht werden. Vergiss außerdem beim Abschneiden auf keinen Fall, Stoff für den Saum stehen zu lassen.
Refashioning: Ausschnitt ändern

Du hast ein Oberteil, dass dir einfach zu langweilig ist oder bei dem dir der Kragen nicht mehr gefällt? Das lässt sich ändern. Überlege zuerst, welche Kragen- oder Ausschnittform du gerne trägst und wie sie sich an diesem Teil machen würde. Natürlich musst du dabei auch beachten, ob der Stoff das hergibt, was du dir erträumst. An ein dünnes Jerseyshirt wirst du nur schwer einen stabilen Hemdkragen bekommen (unmöglich ist nichts, aber es muss ja nicht gleich so kompliziert sein). An runde Ausschnitte könntest du zum Beispiel einen Bubikragen, Rollkragen oder auch eine Schluppe nähen. Du kannst Ausschnittkanten einfassen oder ein Bündchen annähen und natürlich auch die Ausschnittform ein wenig ändern. Einen hohen Rundhalsausschnitt kannst du locker in einen V-Ausschnitt umarbeiten.
Refashioning: Kleidung enger nähen
Wenn der Schnitt nicht allzu kompliziert ist, kannst du ein zu weites Kleidungsstück einfach enger nähen. Das geht natürlich auch, wenn es nur an einer Stelle zu weit ist. Bei Oberteilen kannst du dafür entweder Stoff an den Seitennähten wegnehmen oder mit Abnähern arbeiten. Lass dich dafür am besten von deinen Lieblingsschnitten inspirieren. Auch Röcke und Hosen kannst du auf deine Maße anpassen – Ich habe z.B. im letzten Sommer eine Jeans enger genäht, anstatt mir eine neue zu nähen. Einen Hosenbund enger zu machen geht übrigens genauso gut, wie eine Hose an den Beinen schmaler zu nähen.
Neuen Schnitt auflegen

Ok, gaaanz streng genommen ist das zwar kein Refashioning, aber es muss trotzdem erwähnt werden. Natürlich kannst du auch einen komplett neuen Schnitt auf ein größeres vorhandenes Kleidungsstück legen und dir daraus ein neues Teil nähen. Am tollsten finde ich daran, dass man auch Teile des alten Kleidungsstücks übernehmen kann, wie z.B. den Ausschnitt, den Saum oder die Schulternähte. Leg dafür deine Schnittteile so auf, dass die Teile, die du erhalten willst mit deinem Schnittmuster abschließen. Wenn du den Ausschnitt behalten möchtest, orientiere dein Schnittteil nach den Schulternähten, da die Ausschnitthöhe ja ziemlich variieren kann.
Kleidung Färben
Kleidung einzufärben hat mit Nähen natürlich nicht direkt etwas zu tun. Deshalb habe ich es hier auch als letztes aufgelistet. Beim Thema Refashion darf das Färben aber auf keinen Fall fehlen, denn oft genug hat ein Kleidungsstück nur die falsche Farbe und wird deshalb aussortiert. Wenn du ein Teil färben UND ändern möchtest, dann überlege dir vorab, ob du viel Stoff abschneiden wirst. In dem Fall ist es nämlich sinnvoll, die Änderungen zuerst zu machen und dein Kleidungsstück erst danach zu färben, damit du keinen Stoff mitfärbst, den du danach nicht brauchst. Wenn du nur kleine Änderungen machst, oder einen andersfarbigen Stoff mit annähen möchtest, solltest du dagegen vorher färben. Wichtig ist in jedem Fall, dass du nur komplett genähte und versäuberte Teile in die Waschmaschine gibst, denn sonst franst dir im schlimmsten Fall der Stoff aus und alle Arbeit war umsonst.
Jetzt bist du dran!
Ich hoffe, ich konnte dich mit diesen Ideen ein wenig inspirieren. Probiere es einfach aus und taste dich langsam ran – Refashion ist nicht schwer, kann aber trotzdem genauso spannend sein, wie ein neues Teil zu nähen. Und ganz egal, ob du dir ein Teil aus deinem Schrank oder aus dem Second Hand Laden dafür aussuchst, du erweckst damit auf jeden Fall ein Kleidungsstück zu neuem Leben.
Der Artikel gibt in wenigen Sätzen viele sehr gute Anregungen zum Umsetzen! 😊